IKS Automatisierung

Vom manuellen Kontrollprozess zur intelligenten Automatisierung: Effizienz, Compliance und Risikominimierung im IKS

 Till Aldinger PPI AG

Till Aldinger

Manager

Tereza Kirakosyan - Managing Consultant

Tereza Kirakosyan

Manager

  • 29.09.2025
  • Lesezeit 5 Minuten
Effizienz, Compliance und Risikominimierung im IKS
Key Takeaways
  • Die Automatisierung von IKS-Kontrollen steigert Effizienz und erhöht die Kontrolldichte und -qualität.

  • Die Identifikation der richtigen Prozesse ist essenziell für eine erfolgreiche Automatisierung.

In unserem letzten Beitrag haben unsere Kollegen Mario und Aristedeus die regulatorischen Anforderungen und die Bedeutung eines wirksamen internen Kontrollsystems (IKS) beleuchtet. Banken stehen heute unter enormem Druck, ihre IKS-Strukturen effizienter, sicherer und transparenter zu gestalten. Wir stellen unseren Ansatz vor.

Steigende regulatorische Anforderungen, Fachkräftemangel und komplexere Risikolandschaften machen eine Automatisierung unvermeidbar

Unser Ansatz basiert auf einem dreistufigen Modell, das den Weg von manuellen Prozessen zu intelligenten, KI-gestützten Lösungen beschreibt – immer mit Blick auf IKS und Compliance.

Stufe 1: Tool-gestützte Kontrollprozesse

Der erste Schritt ist der Aufbau eines soliden Fundaments. Banken benötigen klare Standards, damit ihr internes Kontrollsystem einheitlich, strukturiert und revisionssicher arbeitet. Digitale Fragenkataloge und Checklisten reduzieren Interpretationsspielräume und sichern die Qualität der Prüfungen.

Weiterhin sorgt die revisionssichere Dokumentation in GRC-Systemen wie ServiceNow oder PPS_neo dafür, dass jeder Kontrollschritt lückenlos nachvollziehbar ist. Dies stärkt nicht nur IKS und Compliance, sondern erleichtert auch interne und externe Prüfungen, die zunehmend strengere Nachweise verlangen.

Stufe 2: Integration in den Workflow

Die zweite Stufe geht über die reine Standardisierung hinaus und integriert Kontrollen direkt in die täglichen Arbeitsprozesse. Kontrollaufgaben werden automatisch erzeugt, sobald bestimmte Ereignisse eintreten – etwa die Eröffnung eines neuen Depots. Digitale Eskalationen, automatisierte Erinnerungen und transparente Fristenüberwachung sorgen für mehr Effizienz und reduzieren Kontrolllücken.

Besonders wertvoll ist der Einsatz von Robotic Process Automation (RPA) für wiederkehrende, regelbasierte Aufgaben. Ein typisches Beispiel: Sobald ein neues Depot eröffnet wird, wird im System automatisch eine Kontrolle zur Einhaltung der Legitimationspflichten gestartet. Dadurch wird das interne Kontrollsystem entlastet und Mitarbeitende können sich auf risikoorientierte Tätigkeiten konzentrieren.

Stufe 3: Intelligente Automatisierung mit KI

Die höchste Stufe bringen Methoden wie Machine Learning und Predictive Analytics ins Spiel. Diese Technologien erkennen Muster und Anomalien, bevor Risiken überhaupt entstehen. Ein KI-Modell kann auffällige Transaktionsmuster identifizieren, die auf potenzielle Geldwäsche hinweisen, und die Kontrollfrequenz dynamisch anpassen.

Dashboards visualisieren diese Erkenntnisse in Echtzeit und liefern präskriptive Handlungsempfehlungen – konkrete Hinweise, wie Risiken minimiert werden können. Um regulatorische Anforderungen und Compliance-Vorgaben zu erfüllen, setzen wir auf erklärbare KI (XAI). Methoden wie SHAP oder LIME machen sichtbar, welche Faktoren die Entscheidung des Modells beeinflusst haben – ein entscheidender Vorteil für Aufsicht und interne Revision.

RPA oder KI – oder beides?

Ob RPA oder KI die bessere Wahl ist, hängt vom Anwendungsfall ab. RPA eignet sich für deterministische, klar definierte Prozesse wie Schwellenwertprüfungen, Zugriffsrechte oder Dokumentationskontrollen. KI zeigt ihre Stärken, wenn es darum geht, Muster zu erkennen, Risiken vorherzusagen oder verdächtige Verhaltensweisen zu klassifizieren.

In vielen Fällen bietet die Kombination beider Ansätze den größten Mehrwert: RPA automatisiert Routineprüfungen, während KI datenbasierte Analysen ermöglicht und das interne Kontrollsystem auf ein neues Level hebt. 

Whitepaper IKS-Automatisierung

In unserem Whitepaper IKS-Automatisierung zeigen wir Ihnen, wie moderne, automatisierte IKS-Lösungen helfen können, aus dem Kontrolldilemma herauszufinden und dabei nicht nur die regulatorische Sicherheit zu erhöhen, sondern auch Effizienz und Zukunftsfähigkeit Ihrer Organisation zu stärken.

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Die Identifizierung der richtigen Prozesse

Für die Identifizierung und Priorisierung automatisierungsfähiger Prozesse setzen wir auf das bewährte PPI-Trichtermodell. Dieses dreistufige Modell ermöglicht es, aus einer Vielzahl von Kontrollprozessen diejenigen auszuwählen, die sich besonders gut für eine effiziente und nachhaltige Automatisierung eignen. Es verbindet eine breit angelegte Grobanalyse mit einer fokussierten Detailanalyse, um die Automatisierung priorisierter Prozesse iterativ umzusetzen.

Prüfung der allgemeinen Automatisierungsfähigkeit

Im ersten Schritt werden alle infrage kommenden Kontrollprozesse einer Grobanalyse unterzogen. Hierbei wird insbesondere geprüft:

  • Liegen die Eingaben des Prozesses (Input-Daten) in einheitlichen Formaten vor?
  • Sind die Input-Daten maschinenlesbar (z. B. CSV, Excel) oder müssen sie zuerst aufbereitet werden?
  • Wird der Prozess nach klar definierten Regeln abgearbeitet, oder spielt menschliches Ermessen eine wesentliche Rolle?

Nur Prozesse, die grundsätzlich automatisierbar sind, durchlaufen die nächste Stufe der Analyse.

 

Bewertung von Kosten-Nutzen-Aspekten

Im zweiten Schritt geht es um die wirtschaftliche Bewertung der Automatisierung:

  • Wie viel Mitarbeiterkapazität wird durch den Prozess gebunden?
  • Sind viele Interaktionen mit verschiedenen Systemen oder Abteilungen erforderlich?

Hierbei werden automatisierungsfähige Kontrollprozesse identifiziert, die sowohl einen hohen Nutzen als auch eine wirtschaftlich vertretbare Umsetzung versprechen.

Priorisierung nach Geschäftskriterien

Die verbleibenden Kontrollprozesse, die es bis hierhin durch den Filter geschafft haben, werden abschließend priorisiert. Kriterien hierfür sind unter anderem:

  • Stabilität des Prozessablaufs und Widerstandsfähigkeit gegenüber regelmäßigen Änderungen.
  • Der Grenznutzen der jeweiligen Automatisierung sowie die Machbarkeit im bestehenden Systemumfeld.
  • Das Erfordernis, Prozesse vor der Automatisierung anzupassen, damit sie gut in den Workflow integriert werden können.

Von der Analyse zur Umsetzung

Nach Abschluss der Priorisierungsphase wird die Automatisierung dieser Prozesse durch agile Teams schrittweise realisiert. Das PPI-Trichtermodell bietet eine strukturierte, transparente Grundlage, um nicht nur kurzfristige Effizienzgewinne zu erzielen, sondern auch den langfristigen Anforderungen an Compliance, Sicherheit und Skalierbarkeit gerecht zu werden.

Jede Bank ist anders. Das Trichtermodell kann die Besonderheiten beim Fragenkatalog oder der Fragengewichtung gezielt berücksichtigen. Auf diese Weise können Sie treffsicher diejenigen Kontrollprozesse identifizieren, die stabil, standardisiert und mit den in Ihrem Haus verfügbaren Technologien automatisierbar sind. Damit bildet es die Basis für eine nachhaltige Automatisierung, die sowohl regulatorischen Anforderungen als auch betrieblichen Effizienzsteigerungen gerecht wird.

Haben Sie Interesse, Ihr internes Kontrollsystem effizienter, sicherer und transparenter zu gestalten? Mit unserem bewährten Trichtermodell identifizieren und priorisieren wir Automatisierungspotenziale in Ihrem IKS – sprechen Sie uns an und profitieren Sie von gezielter Optimierung und nachhaltiger Compliance!

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