Mit Instant Payments wird das Liquiditätsmanagement komplexer, da Zahlungen rund um die Uhr und ohne planbare Ruhezeiten abgewickelt werden müssen, was klassische Steuerungsmechanismen überflüssig macht.
Banken stehen vor der Herausforderung, zwischen überdimensionierten, teuren Liquiditätspuffern und Reputationsrisiken durch abgelehnte Zahlungen eine effiziente Balance zu finden.
Echtzeit-Monitoring, Prognosemodelle und der Einsatz moderner Technologien wie KI und Predictive Analytics sind entscheidend, um Liquidität flexibel und kostenoptimiert zu steuern.
Die neue Instant-Payments-Verordnung, die im Oktober 2025 vollständig in Kraft tritt, fordert neben dem Empfang auch den Versand von Echtzeitzahlungen. Während technische Hindernisse schrittweise gelöst werden, bleibt eine drängende Frage offen: Wie lässt sich Liquidität in der Welt von Instant Payments effizient steuern?
Das Ende der Vorhersehbarkeit
Bislang war das Liquiditätsmanagement vergleichsweise kalkulierbar. Banken arbeiteten mit planbaren Buchungsfenstern, Batch-Verarbeitungen und festen Monitoring-Zeitpunkten. Wochenenden und Feiertage waren verlässliche Off-Zeiten. Mit der Einführung von Instant Payments ist diese Planbarkeit vorbei: Zahlungen erfolgen rund um die Uhr, unabhängig von regulären Arbeitszeiten.
Viele Institute unterschätzen derzeit noch die Dringlichkeit, sich anzupassen. Doch das Nutzungspotenzial von Instant Payments wird vor allem durch Firmenkunden zunehmen, die Echtzeitzahlungen schätzen. Mit diesem Wandel gehen klassische SEPA-Zahlungen und damit auch die Beherrschbarkeit durch traditionelle Steuerungswerkzeuge zurück.
Opportunitätskosten vs. Reputationsrisiko
Der Übergang zu Instant Payments zwingt Treasury-Abteilungen zu einem Balanceakt. Einerseits wäre die Sicherstellung kontinuierlicher Zahlungen durch unnötig hohe Liquiditätsreserven möglich, doch das verringert die Rentabilität. Andererseits riskieren Banken durch fehlendes Monitoring und unzureichende Liquidität Rückweisungen von Zahlungen – mit potenziellen Schäden für Reputation und Kundenvertrauen.
Ein rein reaktives Vorgehen wird künftig nicht mehr ausreichen. Gefragt sind Echtzeit-Überwachung, präzise Prognosen und flexible, datenbasierte Steuerungsmodelle.
Anforderungen an ein modernes Treasury
Die EZB formuliert klare Erwartungen:
- Erkennung zeitkritischer Zahlungen: Verbindlichkeiten und Transaktionen mit spezifischen Deadlines müssen identifiziert und priorisiert werden.
- Echtzeit-Monitoring: Zahlungsströme sollten aggregiert und detailliert analysierbar sein.
- Liquiditätsprognosen: Modelle zur Vorhersage des Liquiditätsbedarfs auf Basis historischer Daten sind essenziell. Insbesondere die größte kumulierte negative Nettoposition (LNNCP) wird zentral, da sie den höchsten erwarteten Liquiditätsbedarf eines definierten Zeitraums beschreibt.
Weitere Anforderungen sind kurzfristige Forecasts für Zeitfenster von 30 und 120 Minuten bis zu tagesweiten Prognosen. Dafür braucht es performante Technologien und Algorithmen. Moderne Methoden wie Predictive Analytics und maschinelles Lernen rücken ins Zentrum des Treasury.

Prognosemodelle: Der Schlüssel zur Effizienz
Ein gut konzipiertes Prognosemodell erlaubt die flexible Steuerung von Liquidität, minimiert Kapitalbindung und beugt Engpässen vor. Banken, die frühzeitig investieren, sichern ihre Wettbewerbsfähigkeit und reduzieren langfristig Kosten. Spätestens wenn Instant Payments zur „neuen Normalität“ werden, wird ein intelligentes Forecasting-Modell unverzichtbar – denn dann ist der Spielraum für Nachbesserungen bereits verschwunden.
Fazit
Echtzeitzahlungen machen Liquiditätsmanagement komplexer – starre, klassische Ansätze sind nicht zukunftsfähig. Treasury-Abteilungen müssen datengetrieben, flexibel und adaptiv agieren, um jederzeit handlungsfähig und kostenoptimiert zu bleiben. Deshalb gilt: Wer jetzt keine vorausschauende Steuerung entwickelt, riskiert Verluste – finanziell und reputativ.
Whitepaper-Tipp
Dieser Artikel basiert auf dem Whitepaper Strategischer Lösungsansatz für Liquiditätssteuerung bei Instant Payments von PPI. Es liefert konkrete Modelle und Umsetzungsvorschläge.